CoachLearn-Projekt stellt neues „European Sport Coaching Framework“ vor

9. Juni 2017 - 11:07 -- Thorsten Ribbecke

Das vom Erasmus-Programm der Europäischen Union geförderte CoachLearn-Projekt unter Leitung von ICCE und Leeds Beckett University (Partner: NOC*NSF Niederlande, TA Köln des DOSB, Ungarische Trainer-Vereinigung, HAAGA-HELIA Finnland), ist auf der Zielgerade. Nach drei arbeitsreichen Jahren von Analysen, Diskussionen und Entwicklungsarbeiten rund um Trainerausbildung, Trainersystem und Qualifikation in Europa wurde jetzt beim Final Event am 31.5./1.6.2017 in Leeds das „European Sport Coaching Framework“ als Zentrales Ergebnis  des Projektes veröffentlicht und allen Interessenten und Mitstreitern aus dem Feld des Coaching- wie dem Coach Development-Systems in Europa zur Verfügung gestellt. Das bestehende, bekannte Internationale Framework wurde wesentlich überarbeitet, aktualisiert und stärker auf der Situation in Europa zugeschnitten. Und vor allem wichtig: neben dem zentralen Framework wurden sechs ausgewählte Arbeitshilfen (Tools) erarbeitet und veröffentlicht, um die Anwendung und Umsetzung in die Praxis zu unterstützen.

Rund 40 Delegierte aus 15 Ländern nahmen an der Closing Conference teil, lauschten den Ausführungen zum neuen Framework und zu Erfahrungsberichten aus der Praxis und tauschten sich lebhaft und intensiv mit den Teilnehmern und der Projektgruppe aus. Für die Trainerakademie nahm nicht nur Klaus Oltmanns als Mitglied der CoachLearn-Arbeitsgruppe, sondern auch Markus Finck teil, sie wurden von Kooperationspartnern der TA begleitet, Dennis Sandig als Referent Bildung der DTU sowie Dominic Müser, als Ressortleitung Prävention an der NADA ebenfalls viel in der Trainerfortbildung unterwegs. Beide zeigten sich nicht nur vom Projekt beeindruckt, sondern auch von der Diskussion und dem kollegialen konstruktiven Austausch der Konferenzteilnehmer.

Yves Le Costecque, Head of the Sport Unit in the European Commission betonte in seinem Vorwort die Rolle der Trainer im Sport, deren Unterstützung  in der Ausbildung, Beschäftigung und beruflichen Mobilität die die Europäische Kommission fördert. Er bezeichnete die Unterstützung des neuen Framework als ein starkes positives Zeichen der EU für die Bedeutung des Sports auch im Feld der Bildung. Das vorliegende Framework soll die weitere Entwicklung und Stärkung der Trainer und ihre Aus-und Weiterbildung unterstützen. Es ist nicht als Vorgabe, aber als Unterstützung, Orientierung und Referenz für alle Trainer und Organisationen die im Coaching System engagiert sind, gedacht.

Die anwesenden ICCE-Welt-Präsident John Bales (Kanada) und ICCE-Europe Jose Curado (Portugal) betonten diesen Wert des Frameworks für Orientierung, Unterstützung und Referenz für Trainer, Organisationen und Einrichtungen die im Coaching-System engagiert sind - nicht als Vorschrift oder Vorgabe. „ESCF“ ist nicht das Ergebnis sondern der Beginn des Prozesses (Curado). Der ICCE-Europe-Präsident erläuterte die Umsetzung des Frameworks anhand  praktischer gelungener Beispielen aus seinem eigenen Land. Er verwies dabei auch darauf, dass es zu Problemen und Verwicklungen kommen kann, wenn Organisationen gleichermaßen als Regulator wie auch als Arbeitgeber (der Trainer) im System handeln können.

Projektleiter Sergio Lara-Bercial (ICCE und LBU) widmete im Namen aller Partner und Arbeitsgruppenmitglieder das Neue ESCF in Erinnerung und Würdigung Prof. Dr. Pat Duffy, dem viel zu früh verstorbenen Vordenker und Förderer, ohne dessen Wirken die Entwicklung von Coaching und Coach Education in Europa in den letzten zwei Jahrzehnten kaum denkbar wäre. Pat hat auch noch CoachLearn inspiriert und initiiert, Einige werden sich erinnern, dass der Förderbescheid der EU für dieses Projekt gerade in den Tagen eintraf, als er, viel zu früh verstorben, gerade zu Grabe getragen wurde. Danke Pat, CoachLearn wird Deine Vision weiterführen!

Der Inhalt des neuen European Sport Coaching Framework ist in sieben Hauptkapitel aufgeteilt, u.a. zu Training in der EU, die Praxis und Expertise zum Training/Trainer, Trainerausbildung, Zertifizierung und Anerkennung, Professionalisierung der Trainer und Vorteile des Frameworks. Zentrale Philosophie ist die „Athlete-Centred Vision“: der Sportler (und  der ihn begleitende Trainer) stehen im Mittelpunkt allen Bemühens. Dieses Grundprinzip ist immer gleich, unabhängig von der Ausrichtung des Sporttreibens oder der Beteiligten. Das Framework steht hier zum Download frei zur Verfügung. Diese Grundlage „athleted-centred“ und entsprechende Ableitungen für die Trainer und ihre Ausbildung waren auch Gegenstand der Präsentation und Diskussion.

Ergänzend zum Framework sind besonders wertvoll die vorgelegten Tools zur Umsetzung und Anwendung, u.a. coaching system mapping tool, ein participant development model builder (hier wurde auch ein Beispiel aus dem Britischen Turnverband präsentiert), coaching qualification model builder, usw.
Besonders herausgestellt wurden mit ergänzenden Vorträgen zu Erfahrungen der Kollegen aus den Niederlanden und Finnland zu den Teilthemen RPL (recognition of prior learning) und WBE (work based experience). Vorgestellt und diskutiert wurden u.a. die Entwicklung eines Systems zur Anerkennung von Vorerfahrungen und Lernergebnissen bspw. zum Einstieg in andere, weitere Ausbildungen bei anderen Anbieter, aber auch Bedeutung und Vorzüge von darauf folgende individuelle Lern- und Ausbildungswege, in denen die Trainer lernen, eine aktivere Rolle in ihrem eigenen Lernweg einzunehmen und zu nutzen, überhaupt die Ausbildung als individualisierten Entwicklungsprozess zu begreifen. Wichtige Rollen im RPL und WBE spielen gegenseitiges Vertrauen bei allen Beteiligten, Offenheit und, ganz besonders, die Entwicklung und Anwendung von Assessment-Werkzeugen, verstanden nicht vorzugsweise als Auswahl, sondern als Entwicklungsbegleitung und –unterstützung. Und: RPL muss „coach-centred“ sein (wobei die Trainer natürlich, wie oben aufgezeigt, „athlete centred“ arbeiten). Bereits bestehende und anerkannte Rahmenbedingungen wie z.B. die Etablierung und Anerkennung (auf allen Seiten) wie EQF (bzw. DQR) und Weiteres sowie umgesetzte Kompetenzorientierung in Bildung und Beschäftigung sind hilfreich. Alle das Framework ergänzende Tools stehen hier zum freien Download zur Verfügung.

Auf der Projektseite coachlearn.eu stehen weitere im Projektverlauf erstellte Dokumente zur Verfügung.

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